AGOA

 

25. Jahrestagung der AGOA vom 17. bis 19. April 2023 in Siegburg

Vom 17. bis 19. April 2023 trafen sich 73 Ordensarchivarinnen und Ordensarchivare sowie Referierende im Katholisch-Sozialen Institut auf dem Michaelsberg in Siegburg zur 25. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft der Ordensarchive (AGOA).

Der offizielle Teil der Tagung begann um 14.00 Uhr mit einem Kaffee und der Begrüßung der Archivarinnen, Archivare und der Referierenden durch die Vorsitzende der AGOA, Schwester Christiane Roth OSB.

Um 14.45 Uhr hörten die Teilnehmenden einen Vortrag von Herrn Christoph Sachse, Mitarbeiter im Bistumsarchiv in Passau. Er berichtete engagiert über „Das Projekt der Bundeskonferenz zur digitalen Archivierung: Ein Angebot auch für kleine Ordensarchive?“

Im Jahr 2018 wurde von der Bundeskonferenz für kirchliche Archive der Arbeitskreis Digitale Archivierung gegründet. Der Arbeitskreis bemühte sich, Verbünde zu gründen und einen Sharepoint einzurichten. Angesichts einer zunehmend digitalen Abwicklung von ordensinternen wie auch geschäftlichen Belangen in den Ordensgemeinschaften wird ein Nachdenken über eine zuverlässige Archivierung von digitalen Daten in den Gemeinschaften wichtig. Herr Sachse empfahl den Archivarinnen und Archivaren sich bei der von den Mitgliedern des Arbeitskreises initiierten Plattform https://www.communicare.social/ anzumelden; sie bietet Hilfen und Kontakte, um sich mit dem Thema Langzeitarchivierung digitaler Daten auseinanderzusetzen.

„Was bleiben will, muss sich ändern. Große und kleine Archive und der ‚Tag der Archive‘ in Düsseldorf“: Frau Maria Wego berichtete mit großem Engagement über ihre Erfahrungen zum „Tag der Archive“ in Düsseldorf. Alle zwei Jahre findet der Tag der Archive, der in Düsseldorf mittlerweile zu einer ganzen „Woche der Archive“ angewachsen ist, statt. Der „Tag der Archive“ steht jeweils unter einem Motto, das alle Archive aufnehmen können und unter dem sie dann Entsprechendes präsentieren. Die Veranstaltungen werden in unterschiedlichen Formaten angeboten, sowohl digital als auch in Präsenz. Frau Wego empfahl auch den kleineren Ordensarchiven, am Tag der Archive teilzunehmen, da so die Archive als Kultureinrichtungen bekannter würden.

Nach einem Gottesdienst mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, der staubedingt verspätet eintraf, und dem gemeinsamen Abendessen, hörten die Archivarinnen und Archivare noch einen Vortrag von Pater Dr. Marcel Albert OSB über „Die zweite Auflösung der Benediktinerabtei Siegburg 2011“. Der Bericht über die jüngere Geschichte des Klosters, die zur Auflösung des Konventes und damit der Abtei führte, machte deutlich, wie schwierig die personelle und die finanzielle Situation in der Gemeinschaft war. Trotz aller Unterstützung schaffte sie es nicht, die innere Kraft zu einem Neuanfang aufzubringen und die finanzielle Schieflage der Abtei zu stabilisieren. In gewisser Weise paradigmatisch auch für die Situation anderer Ordensgemeinschaften, hat der Vortrag viele Teilnehmer sicher noch einige Zeit beschäftigt.

Der zweite Tag begann mit einer hl. Messe in der Klosterkirche und dem anschließenden Frühstück. Um 9.30 Uhr hielt Dr. Ulrich Helbach, Leiter des Historischen Archivs des Erzbistums Köln, einen Vortrag über: „Heinrich Böll und die Katholische Kirche ‒ Befunde aus dem Historischen Archiv des Erzbistums Köln“. Das schwierige Verhältnis Heinrich Bölls zur Institution Kirche wurde dabei sehr interessant und spannend anhand der im Historischen Archiv vorliegenden Unterlagen dargestellt.

Sr. Benita Gramlich von den Sießener Franziskanerinnen sprach danach über „Die pastorale Funktion im Ordensarchiv ‒ aufgezeigt an einer diözesanen Franziskanerinnenkongregation“. Sr. Benita hat den Volkersberger Kurs absolviert und dort die „Arbeitshilfen der Deutschen Bischofskonferenz Nr. 142 entdeckt, in welcher der Text der Päpstlichen Kommission für die Kulturgüter der Kirche über die „Die pastorale Funktion der kirchlichen Archive“ publiziert worden ist. Dieser Text hat sie sehr angesprochen und sie hat im Archiv ihrer Gemeinschaft die Anregungen dieses Textes umgesetzt. Anhand einer Power-Point-Präsentation hat sie verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, wie sie diese pastorale Funktion des Archivs fördert.

Nach dem Mittagessen fuhren wir mit dem Bus zur Benediktinerabtei Maria Laach. Dort führten uns die Patres Basilius Sander OSB und Elias Stoffels OSB durch die 2013 renovierte Bibliothek und das Archiv des Klosters. In der Bibliothek befinden sich 260 000 Bücher, von denen der größte Teil im 2013 neu errichteten Magazin aufgestellt ist. Der ältere Teil des Bestandes hat seinen Standort in der nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten restaurierten Jesuitenbibliothek behalten. Pater Basilius zeigte im Archiv einige seiner interessanten Archivalien. Nach einer Führung durch die Klosterkirche betete die Gruppe mit den Mönchen die Vesper. Der Tag klang aus mit einem Abendessen in der Vulkan-Brauerei Mendig.

Der dritte Tagungstag begann nach dem Frühstück mit einem Vortrag von Dr. Ulrich Fischer zur „Geschichte mit Zukunft. 13 Jahre Wiederaufbau des Kölner Stadtarchivs“. Mittels einer Power-Point-Präsentation berichtete Dr. Fischer über die Zeit nach dem Einsturz des Stadtarchivs. Er hob hervor, dass viele andere Archive Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für einige Zeit zur Verfügung stellten, um bei den Bergungsarbeiten und der anschließenden Behandlung der geborgenen Archivalien zu helfen. Fünfundneunzig Prozent der vom Einsturz betroffenen Archivalien konnten geborgen werden. Natürlich waren die Bestände aus dem Zusammenhang gerissen und vermischt. Seit 2009 sichten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Archivs in einer Art Gesamtinventur die einzelnen Kartons und ordnen die Stücke wieder den Beständen zu. Was im ersten Schritt nicht zu identifizieren ist, wird in einem zweiten Schritt von den zuständigen Archivarinnen und Archivaren der einzelnen Sachgebiete noch einmal näher in Augenschein genommen.

Der Einsturz des Archivs führte dazu, dass Methoden entwickelt wurden, die halfen, die verschmutzten und natürlich zum Teil auch zerstörten Archivalien zu restaurieren. Wer sich darüber genau informieren will, der hat die Möglichkeit dazu auf der Internetseite des Stadtarchivs unter: https://www.stadt-koeln.de/artikel/07168/index.html. Im Zusammenhang mit dem Einsturz des Stadtarchivs haben sich Notfallverbünde gegründet, die bei Ereignissen, wie dem in Köln oder bei der Hochwasserkatastrophe 2021, schnelle Hilfe anbieten können.

Der darauffolgende Vortrag von Herr Juliano de Assis Mendonça, M. A. vom LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum Brauweiler beschäftigte die Archivarinnen und Archivare noch einmal mit dem Thema „Digitale Archivierung – eine Herausforderung für kleinere Archive“. Dabei ging es um die Archivierung der Dateien, die schon digital vorliegen, wie Tabellen, Audio-, Bilddateien, E-Mails oder Homepages. Aktuell arbeiten viele Archive noch so, dass die Dateien sowohl digital als auch analog, in Papierform, abgelegt werden, weil die digitale Langzeitarchivierung einige Herausforderungen mit sich bringt, die für kleine Archive schwer zu lösen sind. Herr Assis de Mendonça zeigte diese Schwierigkeiten auf, empfahl uns aber, trotz der Schwierigkeiten die digitale Langzeitarchivierung anzugehen. Es sei immer besser, kleine Schritte zu gehen, als gar nicht zu beginnen. Weitere Informationen finden Sie unter dem folgenden Link: https://afz.lvr.de/de/technisches_zentrum/digitale_archivierung/digitale_archivierung_1.html.

Nach einer Kaffeepause schloss die Tagung mit dem Konferenzteil der AGOA mit dem Rechenschaftsbericht der AGOA-Vorsitzenden und dem Finanzbericht der Schatzmeisterin sowie der Entlastung des Vorstandes. Der Vorsitzende der Bundeskonferenz der kirchlichen Archive richtete sich mit einem Grußwort an die Ordensarchivarinnen und -archivare. Der Konferenzteil schloss mit einigen Anmerkungen zu einer neuen Handreichung zur Schriftgutverwaltung in den Ordensgemeinschaften. Zum Konferenzteil gibt es für die Mitglieder der AGOA ein eigenes Protokoll.

Text: Sr. Petra Flöck PIJ, Aachen