Bistum Aachen

 

80 Kartons voller historischer Zeugnisse

 


Übergabe im Diözesanarchiv: Dr. Peter Nieveler (M.)
und Pfarrer Josef Wolff (l.) nehmen das Findbuch von
Dr. Beate Sophie Fleck, Leiterin des Diözesanarchivs
Aachen, entgegen

Aachen / Jülich, - Geschichte zum Anfassen: Viele Pfarrarchive im Bistum Aachen reichen oft
zurück bis ins Mittelalter. Sie erzählen nicht nur die Historie der Kirche, sondern auch die
Entwicklung von Dörfern und Städten, von Kriegen und Hungersnöten. Aufgrund der Fülle
von Handschriften, Kirchenbüchern und Akten wird es für die Gemeinden immer schwieriger
geeignete Räume zu finden, um die wertvollen Dokumente sowohl aus konservatorischen
Gesichtspunkten als auch aus dem Blickwinkel des Datenschutzes heraus sicher unterzubringen.
Immer mehr Gemeinden nutzen deswegen die Möglichkeit, ihre Pfarrarchive als Depositum
dem Bischöflichen Diözesanarchiv des Bistums Aachen zu übergeben – so auch
jüngst die Pfarrei Heilig Geist in Jülich. Sie übergab das Pfarrarchiv der ehemaligen Pfarrei
Selgersdorf St. Stephanus, die seit 2013 als Gemeinde zur Pfarrei Heilig Geist Jülich gehört,
an das Diözesanarchiv.
Erstmals erwähnt wurde die Pfarrei Selgersdorf 1223 – entsprechend umfangreich ist also ihr
Archivbestand. Seit 2016 wurden in verschiedenen Schüben vom Jülicher Alt-Bürgermeister
Dr. Peter Nieveler die unsortierten und zum Teil stark beschädigten Archivalien nach Aachen
gebracht. Schließlich waren 80 Archivkartons gefüllt. „Seit dem Bezug unseres Neubaus in
der ehemaligen Kirche St. Paul im Jahr 2018 steht bei uns auch für solche Mengen reichlich
Platz zur Verfügung“, sagt Dr. Beate Sophie Fleck, Leiterin des Diözesanarchivs. Aufgrund
der Fülle der vorhandenen Materialien, die auch weit über dem Durchschnitt der sonst erhaltenen
Quellen aus anderen Gemeinden liegt, übergab das Diözesanarchiv diese an einen
externen Dienstleister für Archivarbeiten. „Dies war nur möglich, weil das Archivberatungsund
Fortbildungszentrum des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) die Erschließung der
über 1000 Akten, die bis 1604 zurückgehen, finanziell unterstützte“, sagt Dr. Beate Sophie
Fleck. Aus diesen über 1000 Akten und anderen Dokumenten des Pfarrarchivs ist so einFindbuch entstanden, das Dr. Peter Nieveler und Josef Wolff, Leitender Pfarrer der Pfarrei
Heilig Geist Jülich, nun entgegennahmen. Im Findbuch gebündelt gibt es zu jedem Dokument
eine kurze inhaltliche Angabe, den Zeitraum und die Signatur, damit bei Bedarf das genau
passende Stück jederzeit identifizierbar ist. „Wir freuen uns, dass das umfangreiche Archiv
im Diözesanarchiv in restauriertem Zustand gut untergebracht und für wissenschaftliche
Zwecke nutzbar gemacht ist“, betonen Dr. Peter Nieveler und Pfarrer Josef Wolff. Sie sind
begeistert vom Angebot des Bistums Aachen. „Es ist ganz großartig, dass die Möglichkeit für
die Gemeinden besteht, ihre Pfarrarchive im Diözesanarchiv zu lagern – ganz kostenlos“,
sagt Pfarrer Josef Wolff.
Einige der Schriftzeugnisse waren durch schlechte Lagerung und Kriegsbeschädigungen
verdreckt, schimmelig, hatten Löcher, waren also nicht nutzbar. Neben der Verzeichnung waren
also zusätzlich noch aufwändige Restaurierungsarbeiten nötig, die ebenfalls vom LVR
unterstützt wurden. Im Digitalisierungszentrum des LVR wurden zusätzlich die Kirchenbücher
eingescannt und somit digitalisiert, die auf der Plattform Matricula, https://data.matricula-online.
eu/de/ , im Internet für jeden Interessierten kostenlos einsehbar sind. Ein Blick in alte
Pfarrarchive und Kirchbücher lohnt: Das Pfarrarchiv Selgersdorf erzählt etwa auch die Geschichte
des verschwundenen Pfarrers. Nach dem Tod von Joseph Thomé, Pfarrer in Selgersdorf
von 1853 bis 1855, verschwand seine Leiche unter ungeklärten Umständen. „Sie ist
wieder aufgetaucht und auch richtig begraben worden“, weiß Dr. Peter Nieveler.
Das Pfarrarchiv Selgersdorf ist nun nach Abschluss der Maßnahmen im Diözesanarchiv für
jeden Forschenden nach Anmeldung einsehbar. Untergebracht ist das Diözesanarchiv mit
drei Kilometern Archivalien in der ehemaligen Kirche St. Paul an der Jakobstraße. Zu den
wichtigsten Beständen zählen unter anderem Dokumente der Bischöflichen Sekretariate, des
Generalvikariates und des Domkapitels. 

 

Text: Bistum Aachen - Foto: Anja Klingbeil