Katholische Militärseelsorge

 

Akten zum Aufbau der Militärseelsorge der Bundeswehr in der ehemaligen DDR

 

 

Das Archiv des Katholischen Militärbischofs hat den dienstlichen Nachlass des ehemaligen Militärdekans Ost, Heinrich Hecker, mit Laufzeiten von 1990 bis 2002 vollständig erschlossen. Hecker war der verantwortliche Militärdekan, der ab 1990 bis 2002 für den Aufbau der Militärseelsorge der Bundeswehr in der ehemaligen DDR verantwortlich war. Das war eine immense Aufgabe, denn fast alle NVA-Soldaten (Nationale Volksarmee) in der neuen Bundeswehr und die Neurekruten aus den neuen Bundesländern hatten so gut wie kein Wissen um Glaube, Kirche und Religion. Erste Erhebungen nach der Wiedervereinigung zeigten, dass an manchen Standorten nur maximal fünf Prozent aller Soldaten aus dem DDR-Gebiet überhaupt katholisch oder evangelisch getauft waren. Neben dem strukturellen Aufbau der Militärpfarrämter in den neu errichteten oder ehemaligen NVA-Kasernen war daher die Konzeption der Seelsorge eine große Herausforderung für Hecker und seine Militärseelsorger.


Der dienstliche Nachlass von Heinrich Hecker wurde von diesem bereits Anfang der 2000er Jahre am Ende seiner Tätigkeit in einem Umfang von circa zehn laufenden Metern an Aktenordnern und auch Loseblattsammlungen in Kartons an das Archiv des Katholischen Militärbischofs abgegeben. Dabei handelt es sich um seine Akten, die er während der Zeit der Leitung des Militärdekanats Ost, auch in Wehrbereich VII und VIII eingeteilt, als Registratur im Büro mit Schriftgut angefüllt hatte. Im Sommer 2022 wurde die ordentliche Verzeichnung des Bestandes begonnen und nach wenigen Monaten abgeschlossen. Jede verzeichnete Einheit wurde in „Augias“ erfasst und anschließend digitalisiert. Es liegt als Ergebnis ein Gesamtbestand an Akten von fast 70 Verzeichnungseinheiten vor. Sie dokumentieren den mühevollen Prozess des Aufbaus der Militärseelsorge und die Verkündigung des Wortes Gottes nicht nur in einem militärischen Umfeld, sondern auch in einem Diasporagebiet. Die Akten geben auch einen sozialen und psychologischen Einblick in das Verständnis von Glauben und Kirche der jungen Menschen und Soldaten in der ehemaligen DDR. An Aktentypen finden sich Protokolle über dienstliche Sitzungen, statistische Erhebungen, Seelsorgeberichte, Verwaltungsvorgänge, Fotos und weiteres archivwürdiges Schriftgut. Trotz der geltenden Kirchlichen Archivordnung (KAO), die für eine Akteneinsicht eine Schutzfrist von 40 Jahren vorsieht, ist es auf Antrag an das Archiv möglich, für spezielle wissenschaftliche Projekte den Bestand, der auch voll digitalisiert vorliegt, einzusehen, um diese ganz spezielle Thematik der neuesten Kirchengeschichte baldmöglichst zu erforschen. Für die (Kirchen-)Geschichte der Militärseelsorge wäre das ein bedeutender Erkenntnisfortschritt.         

 

Text/Foto: Maik Schmerbauch