Bistum Speyer

 

Bistumsarchiv Speyer übernimmt Zeugnis der Zeitgeschichte

Papst Johannes Paul II. unterschrieb bei seinem Speyer-Besuch 1987
 

Ein zeitgeschichtliches Dokument besonderer Güte hat das Bistumsarchiv Speyer erhalten: Domdekan Dr. Christoph Kohl übergab Archivleiter Dr. Thomas Fandel am 13. Februar das Goldene Buch des Speyerer Doms.  Das Gästebuch enthält die handschriftlichen Einträge prominenter Besucher/innen der Kathedrale aus den Jahren 1975 bis 2024. Vor allem während der Kanzlerschaft des Pfälzers Helmut Kohl trugen sich zahlreiche Staatsgäste dort ein.

Der erste Eintrag stammt von Bundespräsident Walter Scheel, der anlässlich seines Besuchs in Rheinland-Pfalz am 21. Januar 1975 auch den Speyerer Dom besichtigte. Als prominentester Eintrag kann wohl die Unterschrift eines Heiligen gelten: Papst Johannes Paul II. trug sich bei seinem Speyer-Besuch 1987 in das Goldene Buch ein. 1990 findet sich die Unterschrift des Präfekten der Glaubenskongregation Joseph Kardinal Ratzinger, also des späteren Papstes Benedikt XVI., in dem Gästebuch.

Der erste Eintrag im Goldenen Buch des Doms von Bundespräsident Walter Scheel

Politikerinnen und Politiker

Neben hohen geistlichen Würdenträgern haben sich zahlreiche Staatsoberhäupter eingetragen. Darunter befinden sich Margaret Thatcher, Michael Gorbatschow und George Bush. Auch viele deutsche Politikerinnen und Politiker waren im Dom zu Gast, etwa die Bundespräsidenten Karl Carstens, Richard von Weizsäcker, Roman Herzog und Christian Wulff.

Adelsvertreter

Unterschriften von Adelsvertretern finden sich mehrfach im Goldenen Buch, wie die von Prinz und Prinzessin Hitachi von Japan oder vom spanischen König Juan Carlos nebst seiner Frau Sofia. Daneben finden sich Einträge von Adelshäusern, die mit dem Dom in einer besonderen Verbindung stehen, wie Karl von Habsburg, Herzog Max in Bayern oder der Großherzog von Luxemburg Henri. Und auch das gibt es: 2010 haben sich zwei Weinhoheiten eingetragen.

Personen der Zeitgeschichte

Im Goldenen Buch existieren Einträge verschiedener Personen der Zeitgeschichte. So hat sich im Jahr 1991 der Dirigent Georg Solti eingetragen. Und auch ein Raumfahrer hat sich dort verewigt: 2021 war Ulf Merbold zu Besuch im Dom und wünschte er der romanischen Kathedrale „alles Gute für die nächsten 960 Jahre“.

Ein Stück Zeitgeschichte ist das Goldene Buch des Doms auch, weil dort nachzulesen ist, welche Personen sich zu wichtigen Ereignissen dort eingefunden haben. So sind die Seligsprechung von Paul Josef Nardini oder die Gründung der Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer dort dokumentiert.

Beschriftung und Bebilderung der Einträge

Die Einträge bestehen manchmal, vor allem in den ersten Jahrzehnten, aus einer Liste Unterschriften, ohne weitere Zuordnung. Sogar das Datum fehlt zuweilen. Einige Seiten wurden bereits vor dem Besuch mit einer Beschriftung und zumeist auch mit einer bildlichen Gestaltung vorbereitet. Teils erfolgte die Beschriftung und Illustration im Nachhinein. Dies geschah in den vergangenen Jahrzehnten durch Helmut Schollenberger, ehemals Mitarbeiter im Bischöflichen Bauamt.

Frühere Gästebücher des Doms

Im Bistumsarchiv Speyer befindet sich ein „Gästebuch“ besonderer Art, das im Jahr 1916 begonnen wurde. Es handelt sich um ein Zelebrationsbuch, das heißt, es enthält ausschließlich die Namen von Klerikern, die im Dom die heilige Messe gefeiert haben. Der erste Eintrag dieses Buches stammt von einem Franziskanerpater aus Bad Tölz, der als Etappengeistlicher den Dom besuchte. Ein erstes Dom-Gästebuch im eigentlichen Sinn bezieht sich auf die Jahre von 1949 bis 1974. Hier sind unter anderem die Visiten der Bundespräsidenten Theodor Heuss und Heinrich Lübke sowie von Bundeskanzler Konrad Adenauer belegt.

Text: Friederike Walter / Fotos: Domkapitel Speyer, Klaus Landry