Katholische Militärseelsorge
Geschichte der Militärseelsorge findet neuen wissenschaftlichen Platz
Fast alle deutschen (Erz-)Bistümer haben traditionelle kirchenhistorische Vereine, separat oder im Verbund, in denen ganz besonders die zugehörigen Diözesan- und Bistumsarchive vertreten und aktiv sind. Diese bringen in regelmäßigen Abständen auch ihre historischen Jahrbücher mit Forschungen zur Diözesangeschichte heraus. Die Katholische Militärseelsorge ist dagegen bistumsübergreifend. Denn der Großteil der Militärseelsorger sind Priester der (Erz-Diözesen), die für eine bestimmte Zeit von mehreren Jahren von den (Erz-)Bistümern an die Militärseelsorge gestellt werden. Diese bleiben bei diesen aber weiter ordentlich inkardiniert und wechseln nach Ende der Dienstzeit bei der Militärseelsorge wieder zurück in ihre Zivildiözesen. Auch institutionell befinden sich die Bundeswehr-Standorte, in denen die Militärseelsorge ihre Militärpfarrgemeinden hat, immer auf einem bestimmten Diözesangebiet, was zu engeren Beziehungen zwischen der Militärseelsorge und den umliegenden Pfarrgemeinden bzw. der jeweiligen Diözesanadministration führt. Für die Historiographie bedeutet das, dass die Geschichte der Militärseelsorge prinzipiell immer auch einen Aspekt der jeweiligen Diözesanhistorie beleuchtet. Seien es biographische Forschungen über Militärseelsorger, Forschungen über bestimmte Prozesse und Strukturen in den Militärpfarrgemeinden oder Forschungen über die Beziehungen zu diözesanen Institutionen, so sind diese inhaltlich verbunden und komplementär zur jeweiligen Diözesangeschichte.
Die Militärseelsorge selbst hat keinen historischen Verein und kein historisches Jahrbuch, doch besteht wie bei den (Erz-)Bistümern die Notwendigkeit der historischen Forschung, die federführend dem Archiv des Katholischen Militärbischofs unterliegt. Um kirchenhistorische Forschungen zur Militärseelsorge einen historischen Platz zu geben und einem breiteren interessierten Publikum zugänglich zu machen, hat die seit schon über 60 Jahren jährlich erscheinende Publikation des Militärbischofsamtes namens „Dokumentation der Katholischen Militärseelsorge“, die Verbreitung in ganz Deutschland findet, fortan eine eigene kirchenhistorische Sektion ins Leben gerufen, die fortan für wissenschaftliche Beiträge zur Geschichte der Militärseelsorge zur Verfügung steht. So können auch sehr gern wissenschaftliche Beiträge von Archivaren bzw. Wissenschaftlern aus den (Erz-)Bistümern publiziert werden, die einen engeren Bezug zur Militärseelsorge aufweisen. Denn alle Archive der deutschen (Erz-)Bistümer haben eine umfangreiche Gegen- und Zusatzüberlieferung zur Militärseelsorge auf diözesanen Gebiet in ihren historischen Beständen archiviert, die aus den geschäftlichen Beziehungen der (Erz-)Bistümer zur Militärseelsorge resultieren. Darunter zählen z.B. auch Personalakten der gestellten Militärseelsorger oder Sachakten zu Militärpfarrgemeinden, allgemeiner Schriftverkehr usw. Auch gibt es in (Erz-)Bistümern schon einzelne historische Untersuchungen zur eigenen diözesanen Militärseelsorge.
Die „Dokumentation“ bietet deshalb fortan allen katholischen Archiven, v.a. auch Ordensarchiven, und den mit ihnen verbundenen Wissenschaftlern an, bei Interesse eigene wissenschaftliche Beiträge mit einem Bezug zur diözesanen Militärseelsorge zur Publikation anzubieten. Es würde das inhaltliche Profil der Geschichte der Militärseelsorge als gemeinsame und bistumsübergreifende Kirchengeschichte stärken. Bei Interesse können sich Wissenschaftler mit entsprechenden Forschungsbeiträgen jederzeit gern an das Archiv des Katholischen Militärbischofs wenden.
Text / Foto: Dr. Dr. Maik Schmerbauch