Katholische Militärseelsorge 


 

Militärkirchenbücher finden endlich nach Hause

Für das Archiv des Katholischen Militärbischofs (AKMB) wie auch für jedes andere Kirchenarchiv gibt es wohl kaum etwas Schöneres, wenn plötzlich und vor allem unerwartet ein bedeutendes Kirchenbuch aus längst vergangenen Zeiten in den deutschen (Erz-) Bistümern auftaucht. Und das gilt vor allem für die besondere und seltene Gattung der Militärkirchenbücher bis 1945. Es ist kein so seltenes Ereignis wenn ganz alte Kirchenbücher noch aufgefunden werden, für Militärkirchenbücher ist es aber eher nicht alltäglich. Es gibt erfahrungsgemäß auch kein absolut zuverlässiges Verzeichnis von Kirchenbüchern in den (Erz-)Bistümern, das für sich selbst eine Vollständigkeit beanspruchen kann. Es kommt durchaus vor, dass sehr alte längst abgeschlossene Kirchenbücher in Pfarrgemeinden meist Jahrzehnte später noch aufgefunden werden, sei es in alten Schränken und Kellern, Sakristeien, Dachgeschossen, verschlossenen Tresoren, auf Heuböden, oder auch im Nachlass eines längst verstorbenen Pfarrers, der das Kirchenbuch vor Krieg und Zerstörung retten wollte, oder dieses manchmal auch als sein Eigentum betrachtete. So geschah es vor Kurzem im Diözesanarchiv Limburg, als bei Magazinrevisionen das Kirchenbuch der Militärpfarrgemeinde Frankfurt am Main mit einer Laufzeit von 1936-1945 auftauchte, das bislang dem Bestand des AKMB nicht bekannt war. Gemäß der aktuellen gültigen KAO 2013/2015, hier § 4 Abs. 2, ebenso § 6 Abs. 1, müssten alle Kirchenarchive aufgefundene Militärkirchenbücher dem AKMB anbieten. De facto besteht aber auch keine einklagbare Pflicht eines Archivs eines (Erz-)Bistums, dem AKMB vom Auffinden des Militärkirchenbuches eine Kenntnis zu geben, dafür braucht es wie bei allen Vorgängen gute Verbindungen untereinander. So brachte ein Archivar aus der Bischofsstadt an der Lahn im April 2024 das Kirchenbuch der Militärpfarrgemeinde Frankfurt am Main persönlich ins Archiv, zur großen Freude der Mitarbeiter des AKMB. Dieses Militärkirchenbuch ist ein Mischbuch für den Zeitraum 1936 bis 1945 und umfasst viele Eintragungen zu Taufen, Trauungen und Beerdigungen der katholischen Soldaten der Wehrmacht und ihrer Angehörigen. Das Archiv wird diese wertvolle Archivalie auf Beschädigungen sichten. Danach erfolgt eine vollständige inhouse Digitalisierung des Kirchenbuches und die Einlagerung in das klimatisierte Magazin. Unter Beachtung der personenbezogenen Schutzfristen können berechtigte Personen später Eintragungen in dem Militärkirchenbuch einsehen, eine teilweise online Stellung auf dem Matrikelportal „matricula“ ist ebenso geplant. Ebenso hat auch das Bistumsarchiv Hildesheim dem
AKMB Ende Mai zwei in einer zivilen Pfarrgemeinde aufgefundene Militärkirchenbücher der Zeit des Ersten Weltkrieges 1914-1918 dem AKMB übergeben. Diese beinhalten Eheschließungen und Beerdigungen auf dem Truppenübungsplatz Beverloo, den die kaiserlichen Truppen während des Krieges besetzt hatten.  Für das AKMB bleibt es ein freudiges Ereignis, wenn ein Militärkirchenbuch „nach langer Zeit der Fehlbelegung“ endlich am Ende seiner Reise im AKMB ankommt. Dort wird es die beste Wertschätzung erfahren. Sollte in anderen (Erz-)Bistümern irgendwann einmal wieder ein altes Militärkirchenbuch aufgefunden werden, so kann dieses jederzeit den Heimweg nach Berlin finden.

  

Text / Foto: Archiv des Katholischen Militärbischofs (AKMB)