Erzbistum München und Freising

 

Neu im Digitalen Archiv: Pfarrmatrikeln, ein verbrecherischer Pfarrer und fünf bedeutende Geistliche

 


Foto: Vorsatzpapier aus dem Sterbebuch der Pfarrei Pürten
für die Jahre 1852-1908 (AEM M10421)

 

Das Digitale Archiv des Erzbistums München und Freising hat bei der jüngsten Aktualisierung sein Online-Angebot erweitert. Bei 663 der im Diözesanarchiv verwahrten Pfarrmatrikel-Bände wurden die durch Ablauf der kirchengesetzlich festgelegten Schutzfristen (vgl. Archivordnung für die Seelsorgestellen und kirchlichen Einrichtungen im Erzbistum München und Freising § 16 Abs. 2) allgemein zugänglich gewordenen Seiten online gestellt. Dies betrifft bei Taufbüchern den Jahrgang 1902, bei Trauungs- und Sterbebüchern den Jahrgang 1922. Darüber hinaus sind nun rund 150 Matrikelbände, die in letzter Zeit aus 30 Pfarreien neu an das Archiv des Erzbistums abgegeben wurden, verzeichnet und - je nach Laufzeit - teilweise oder ganz online nutzbar.

Im Zuge der Neuerschließung der umfangreichen Akten der Diözesanverwaltung über Pfarreien („Pfarrakten“) wurde das detaillierte Verzeichnis von 1.250 Akten über die Pfarreien mit dem Anfangsbuchstaben P online gestellt. Die Digitalisierung dieser Akten erfolgt derzeit; nach Abschluss der Qualitätsprüfung und technischer Vorarbeiten ist gegen Ende des Jahres 2024 mit der Online-Stellung der Digitalisate zu rechnen. Bereits vorab online zugänglich gemacht wurde ein umfangreicher Akt zur Pfarrei Peiting (PfarrA16429) aus den Jahren 1777-1784, in dem es um Untersuchungen der Freisinger Geistlichen Regierung gegen Pfarrer Franz Xaver Kuile geht. Dem Geistlichen wurde u.a. die Vergewaltigung einer Dienstmagd vorgeworfen. Teile dieses Akts, der vor allem Protokolle von Zeugenbefragungen enthält, wurden kürzlich in dem Band „Kirchliche Quellen zu Sexualität und Partnerschaft. Sechs ‚Fälle‘ im Originaltext“ (Schriften von Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising 20) ediert, der anlässlich der Sonderausstellung „Verdammte Lust! Kirche. Körper. Kunst.“ des Diözesanmuseums Freising erschien.

Darüber hinaus sind nun die Findbücher zu den im Archiv des Erzbistums verwahrten Nachlässen (bzw. Nachlassteilen) von fünf bedeutenden Geistlichen online: Bei den in München tätigen Oratorianern Klemens Tillmann (1904-1984) und Franz Schreibmayr (1907-1985) handelt es sich vor allem um Unterlagen zu ihrer weithin ausstrahlenden religionspädagogischen und katechetischen Tätigkeit; bei den beiden Pfarrern Karl Hobmaier (1911-2003) und Josef Alois Rosenegger (1912-2010) um Materialien aus ihren regionalhistorischen Forschungen zur Geschichte von Oberhaching bzw. des Inntals. Der Nachlassteil von Weihbischof Matthias Defregger (1915-1995) betrifft nur einen Teil seines Wirkens im Erzbistum; er umfasst in erster Linie die alphabetisch abgelegte Korrespondenz Defreggers ab der Mitte der 1980er Jahre (private Korrespondenz, Gratulationen, Korrespondenz aus seiner Mitgliedschaft im Deutschherrenbund ab den 1960er Jahren) sowie die Unterlagen zu seiner Zugehörigkeit zum Metropolitankapitel München (ab 1963). Hier nicht dokumentiert ist sein in jüngster Zeit erneut diskutiertes Handeln als Offizier im Zweiten Weltkrieg.

 

 

Text: Dr. Roland Götz / Foto: Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising