Bistum Essen

 

Provinzkonferenz der Bistumsarchive der Kirchenprovinz Köln

Die Provinzkonferenz der kirchlichen Archive der Kirchenprovinz Köln fand 2025 in Mülheim (Bistum Essen) in der schön gelegenen „Katholischen Akademie – Die Wolfsburg“ statt. Unter anderem referierte Dr. Heinz Mestrup über die Archive anderer kirchlicher Rechtsträger und die Erfahrungen im Bistum Münster seit den 1970er Jahren, wobei es zu Beginn Kompetenzstreitigkeiten mit dem damaligen Staatsarchiv Münster gegeben habe.

Wichtig seien Rechtssicherheit, also vertragliche Regelungen, was früher häufig nicht beachtet worden sei. Und zudem ein geschärfter Blick auf die eigenen Ressourcen. Abgebende Stellen müssten noch stärker in die Pflicht genommen, nicht alle angebotenen Bestände könnten übernommen werden, zumal dann nicht, wenn sich ebenso gut andere Archive anbieten würden. Diese Fragen stellten sich in Zeiten gravierender gesellschaftlicher Umbrüche in Kirche und Gesellschaft immer dringlicher. Zugleich jedoch stünden die Archivmitarbeitenden auch stärker in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass historisch wichtige Überlieferung nicht verloren gehe.

Dr. Joachim Oepen stellte einen neuen – gründlich überarbeiteten und nunmehr verbindlich vorgeschriebenen – Rahmenaktenplan für die Pfarrgemeinden im Erzbistum Köln vor. Dieser Schritt sei erforderlich geworden aufgrund der gravierenden strukturellen Umbrüche auf der pastoralen Ebene und in den Verwaltungen, der Auflösung der Rendanturen und der Schaffung von Servicestellen. Die zunehmende Digitalisierung bei gleichzeitiger hybrider Aktenablage hätten diesen Bedarf verstärkt. Der Rahmenaktenplan sei Richtschnur für die Musterklassifikation und Kassationsordnung der Pfarrarchive. Parallel zu diesem Rahmenaktenplan seien von einer Arbeitsgemeinschaft „Pastoralbüro“ zwei Aktenpläne für den pastoralen Bereich und für die Verwaltung ausgearbeitet worden.

Dr. Severin Gawlitta referierte über die Causa Franz Kardinal Hengsbach (1910-1991), des einstigen Bischofs von Essen (1957-1991), der sexuellen Missbrauch nicht nur vertuscht, sondern selbst begangen habe; auch schon im Erzbistum Paderborn, in dem er bis zum Weihbischof aufstieg (ab 1953). In den Fokus der Aufarbeitung gerückt werden sollen auch Hengsbachs Wirken als Militärbischof in Deutschland (1961-1978), in der Bischöflichen Aktion Adveniat (1961-1988) sowie im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Untersucht werden soll dieser Fall im Rahmen einer soziologischen Studie des Instituts für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) München sowie durch die Forschungsstelle für Zeitgeschichte Hamburg, die eine ausgewogene Biographie vorlegen soll. Zuwendungsgeber sind das Bistum Essen, das Erzbistum Paderborn, die Bischöfliche Aktion Adveniat, das Deutsche Militärordinariat sowie das ZdK.

Dr. Monica Sinderhauf zeigte auf, dass die Übernahme der Unterlagen der Unabhängigen Aufarbeitungskommissionen zwar in die Zuständigkeit der betreffenden Bistumsarchive falle (also nicht der Landesarchive und auch nicht des Bundesarchivs), dass dies aber auch viel diplomatisches Geschick von den kirchlichen Archivarinnen und Archivaren erfordere. Denkbar wäre vielleicht auch eine zentrale Archivierung bei der Deutschen Bischofskonferenz. Es werde aber vermutlich doch auf die Bistumsarchive hinauslaufen.     

Text: Dr. Heinz Mestrup / Foto: Gabriele Hagedorn