Erzbistum München-Freising


 

Schätze aus dem Pfarrhof

Seit der Einholung der Pfarrarchive Prien und Rimsting Ende Mai sind nun 250 Pfarrarchive im Archiv des Erzbistums München und Freising deponiert. Damit wird rund ein Drittel der Archive, die das kirchliche Leben vor Ort dokumentieren, zentral im Diözesanarchiv aufbewahrt.

Pfarrarchive beinhalten Unterlagen, die im Zuge kirchlicher Verwaltungstätigkeit in den einzelnen Pfarreien entstanden. Nicht selten reichen sie bis ins späte Mittelalter zurück und bieten wertvolle Informationen nicht nur zur Pfarr-, sondern auch zur jeweiligen Ortsgeschichte. Darüber hinaus dienen sie nach wie vor der kirchlichen Verwaltung, z.B. durch die dauerhafte Vorhaltung von Verträgen, Notariatsurkunden, Bauplänen und Inventaren.

Das Pfarrarchiv liegt in der Verantwortung der jeweiligen Pfarrei und zählt zum Eigentum der Kirchenstiftung, die vom Pfarrer und der gewählten Kirchenverwaltung verwaltet wird. Die im kirchlichen Recht festgelegte Pflicht zur Archivierung erfüllt die Pfarrei entweder durch die Unterhaltung eines eigenen Archivs vor Ort oder durch die Übergabe an das Diözesanarchiv. In beiden Fällen unterstützt die Fachstelle für „Archivpflege“ des Diözesanarchivs die Pfarreien bei der Erhaltung und Nutzbarmachung ihrer historisch wertvollen Unterlagen. Pfarreien und Erzbistum leisten somit gemeinsam einen großen Beitrag zur Bewahrung schriftlichen Kulturgutes von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. Dies schließt gerade auch ländliche Regionen ein.

Sind vor Ort die Möglichkeiten einer fachgerechten Aufbewahrung und Betreuung nicht gegeben, wird zwischen der jeweiligen Kirchenstiftung und der Erzdiözese ein Depositalvertrag geschlossen; dadurch geht die Verantwortung für die fachgerechte Archivierung an das Diözesanarchiv über, während das Eigentumsrecht bei der Kirchenstiftung verbleibt. Im Zuge der Zentralisierung der Verwaltungen in den Pfarrverbänden und angesichts der für eine sachgerechte Lagerung von Archivgut erforderlichen räumlichen Voraussetzungen machen immer mehr Pfarreien von dieser Möglichkeit Gebrauch. Eine regelmäßig aktualisierte Liste der deponierten Pfarrarchive ist auf der Homepage von Archiv und Bibliothek des Erzbistums zu finden. Derzeit beträgt ihr Umfang – würde man alle belegten Regalbretter aneinanderreihen – rund 3,5 Regalkilometer im diözesanen Archiv- und Bibliotheksdepot in Neufahrn bei Freising. Ihre Nutzung erfolgt über das Archiv des Erzbistums. Findbücher werden sukzessive über das Digitale Archiv des Erzbistums online bereitgestellt.

Die übrigen derzeit rund 500 Pfarrarchive werden in den Pfarreien des Erzbistums meist von Verwaltungskräften oder Ehrenamtlichen betreut. Diese Aufgabe umfasst u.a. die Ordnung und Verzeichnung, die sichere Lagerung und die rechtskonforme Nutzung der Dokumente. Die Nutzung erfolgt auf Grundlage der Kirchlichen Archivordnung (KAO) und der Archivordnung für die Seelsorgsstellen

Das Diözesanarchiv berät und unterstützt die örtlichen Verantwortlichen in allen archivischen Fragen sowie bei organisatorischen und rechtlichen Problemen. Neben Besuchen vor Ort bietet der zuständige Fachreferent regelmäßig auch bei einer Online-Sprechstunde Rat und Hilfe an. Sie findet jeweils am letzten Freitag im Monat von 14 bis 15 Uhr (und in Ausnahmefällen auch nach Vereinbarung) statt. Anmeldung ist bis zwei Tage vor dem Termin erbeten unter archivberatung@eomuc.de Die Sprechstunde steht sowohl Personen offen, die bereits mit einem Pfarrarchiv arbeiten, als auch solchen, die sich für diese Tätigkeit interessieren.

Kontakt: Dr. Christopher Sterzenbach, Archiv des Erzbistums München und Freising, Karmeliterstr. 1, 80333 München; 089 / 2137-1346; archivberatung@eomuc.de

Informationen und Materialien zur Pfarrarchivpflege: Archivberatung (erzbistum-muenchen.de)                      

Text: Dr. Roland Götz / Foto: Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising