Erzbistum München und Freising


Die Archivanwärter:innen und ihr Praktikumsbetreuer,
Archivleiter Michael Volpert (3. v. r.)

Staatliche Archivanwärter:innen zum Praktikum im Archiv des Erzbistums München und Freising

Vom 30. Januar bis 24. Februar 2023 absolvierten sechs angehende staatliche Archivarinnen und Archivare ein Praktikum im Archiv des Erzbistums München und Freising und lernten dabei die Arbeit in einem großen Kirchenarchiv kennen.

Sie erhielten zunächst eine Einführung in Geschichte und Struktur der katholischen Kirche und in die spezifischen Aufgaben eines Diözesanarchivs sowie in die Bestände des Archivs des Erzbistums. In drei Zweiergruppen bearbeiteten sie als ihre Praktikumsaufgabe eine bislang unerschlossene Abgabe von Sachakten des Generalvikariats aus den Jahren 1945-1980, die sehr unterschiedliche Themenbereiche umfassen – etwa die Rückführung von im Zweiten Weltkrieg beschlagnahmten Kirchenglocken, Volksmissionen und die Beisetzungsfeierlichkeiten für den 1976 verstorbenen Erzbischof Julius Kardinal Döpfner. Dabei kam die im Diözesanarchiv ebenso wie in den Staatlichen Archiven Bayerns verwendete Software ACTApro zum Einsatz. Insgesamt wurden 418 Akten verzeichnet und in 101 Archivkartons verpackt.

Zwei Praktikumstage verbrachten die Anwärter:innen im Außendepot von Archiv und Diözesanbibliothek in Neufahrn bei Freising. Dort konnten sie den Weg des Archivgutes von der Anlieferung über den Quarantänebereich bis ins Magazinregal nachvollziehen und die computergestützte Magazinverwaltung kennenlernen. Anhand der Archive von 240 Pfarreien, die mittlerweile als Deposita in Neufahrn verwahrt werden, erhielten sie auch einen Einblick über die kirchliche Archivpflege.

Ergänzende Lehreinheiten betrafen die digitale Aktenführung, den EDV-Einsatz bei der Steuerung archivischer Aufgabenerfüllung, das Digitale Archiv des Erzbistums und die dort seit 2019 online nutzbaren Pfarrmatrikeln als die meistgenutzten Unterlagen des Diözesanarchivs. Besonders beeindruckt zeigten sich die Anwärter:innen von der konsequenten Digitalisierung der Archivarbeit und von Umfang und Nutzerfreundlichkeit der Online-Angebote. Kurz vor Abschluss des Praktikums lernten sie bei einer Führung auch den Münchner Dom näher kennen.

Die Anwärter:innen, die teilweise bereits ein abgeschlossenes anderweitiges Fachstudium vorweisen können, befinden sich in einem dreijährigen Studiengang an der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern, Fachbereich Archiv- und Bibliothekswesen, Fachrichtung Archivwesen, den sie 2024 als Diplom-Archivarin (FH) bzw. Diplom-Archivar (FH) abschließen werden. Diese in Bayern bereits seit 1924 existierende Ausbildung soll sie befähigen, mit den unterschiedlichsten Unterlagen aus über 1.200 Jahren sachkundig umzugehen. Dass sie sowohl ein Praktikum in einem entsprechend qualifizierten Kirchenarchiv als auch in einem Kommunalarchiv absolvieren, ist seit Längerem fester Bestandteil des Studiums. Dies dient dazu, Einblicke in wichtige andere Archivsparten zu gewinnen und so die künftige Zusammenarbeit zu fördern.

Text: Dr. Rolang Götz / Foto: Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising