Erzbistum Freiburg
Tourist in der eigenen Stadt: Das EAF hat mitgemacht

Tourist in der eigenen Stadt: Das EAF hat mitgemacht
In Freiburg fand im Mai der Erlebnistag „Tourist in der eigenen Stadt“ statt. Die Tourist Information hatte mit den teilnehmenden Einrichtungen ein abwechslungsreiches Programm erarbeitet. Für die Erzdiözese Freiburg wirkte unter anderem das Erzbischöfliche Archiv (EAF) mit und bot an dem Tag drei Führungen an.
Die circa 45 Minuten dauernden Führungen durch das Archiv begannen um 14, 15 und 16 Uhr. Zwei Archivmitarbeitende begrüßten die jeweiligen Gruppen im Foyer und begleiteten sie anschließend zum Mikrofilmbereich, in den Lesesaal und in einen von fünf Magazinräumen.
1. Station: Mikrofilmbereich und Ahnenforschung
Die erste Station ist sicherlich die meistgenutzte im EAF: Auf den Mikrofilmen befinden sich die Aufnahmen der Kirchenbücher der gesamten Diözese Freiburg - bis etwa 1900 und in schwarz/weiß. Anhand der Einträge zu den Taufen, Ehen und Beerdigungen sowie mancher Familienbücher erstellen viele Menschen ihren Stammbaum. Sie besuchen das Archiv oft über Jahre hinweg.
Die Mikrofilme werden in Schubladen aufbewahrt und sind alphabetisch nach Pfarreien sortiert. Für die Suchenden sind diese wenigen Information durchaus relevant, denn die Recherche wird voraussichtlich keinen Erfolg bringen, wenn man nach dem ‚um 1845 geborenen Johann Müller‘ im EAF suchen möchte und den Ort (oder Pfarrei) nicht kennt. Genausowenig wird man Taufen von 1930 finden, denn die Filme berücksichtigen die in der Kirchlichen Archivordnung (KAO) aufgeführten Schutzfristen für die Kirchenbücher. Für die Lebensdaten nach 1900 wird auf die Standesämter verwiesen, welche es in Baden seit 1870 und im Hohenzoller‘schen seit 1876 gibt.
2. Station: Diözesankarte und Lesesaal
Der nächste Halt brachte die Gruppen ins erste Obergeschoss und vor die Bistumskarte Freiburgs. Karten können dabei helfen, ein geografisches Gebilde zu visualisieren und so verständlicher zu machen, von welchen Orten man spricht. Der erste Blick lässt bereits erkennen, wie weit die Diözese (von Freiburg aus betrachtet) nach Norden und Osten reicht. Man erahnt vielleicht sogar, wie viel Archivgut im EAF verwahrt wird. Von den Vorgängerbistümern sind einige Akten im Haus, die meiste Überlieferung stammt aber aus der Zeit nach der Gründung des Erzbistums Freiburg.
Im Lesesaal konnten einige Abläufe der klassischen Verzeichnungsarbeit gezeigt werden. Das Schriftgut wird zu seinem dauerhaften Erhalt nicht in dem Zustand in die Regale gestellt, in dem es angeliefert wurde. Es muss noch einige Bearbeitungsschritte durchlaufen. So wird es beispielsweise gesichtet und bewertet, das heißt: Es wird nach fachlichen Kriterien entschieden, ob eine Akte auf ewig im Archiv bleiben soll oder sie "nicht archivwürdig" ist.
Das künftige Archivgut wird anschließend formal bearbeitet. Dazu waren auf dem Tisch verschiedene Verpackungsmaterialien wie Mappen, Pergaminhüllen und Kartons, aber auch ein Aktenstichel, Faden, Plastikbüroklammern sowie ein kleiner Spatel zu sehen. Die Umverpackung trägt dazu bei, dass Akten nicht etwa durch Rost oder eine kaputte Verpackung beschädigt werden. Auch mögliche Schäden durch Klimaschwankungen, Staub oder Unfälle sollen dank der Mappen und Kartons abgefedert werden.
Parallel dazu werden die inhaltlichen Informationen erfasst und in einer Datenbank zusammengetragen, damit jede einzelne Dokumenteneinheit später gesucht und gefunden werden kann. Die Verzeichnungsarbeit nimmt insgesamt sehr viel Zeit in Anspruch und soll gut gemacht werden, damit den Nutzenden die passenden Archivalien zu ihrem Recherchevorhaben vorgelegt werden können.
3. Station: Magazinraum -1
Für die Gruppen ging es bei der letzten Station ein Stockwerk nach unten in den Magazinraum -1. Dort angekommen, merkt man an vielen Kleinigkeiten, dass man sich in einem besonderen Gebäude befindet: Es wird spürbar kälter (ca. 18 Grad Celsius), weil dieses Klima für den dauerhaften Erhalt des Archivguts wichtig ist - in Kombination mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von etwa 45 bis 55 Prozent.
Auf zwei Wagen gab es eine kleine Archivalienauswahl zu bestaunen. Neben den Akten gibt es im EAF eine recht große Bandbreite an typischen Überlieferungsträgern: Handschriften, Karten, Pläne, Urkunden. Deutlich spannender dürften allerdings die präsentierten Kuriositäten sein: Gesangheftchen in Brailleschrift, eine im verzierten Metallbehälter aufbewahrte Nobilitierungsurkunde mit einem großen Wachssiegel, außerdem ein leeres und überraschend schweres Reliquienkästchen.
Die modernen Medienträger aus dem 20. Jahrhundert erlaubten es schließlich, eine Brücke zu den neuen Herausforderungen der Archivarbeit zu schlagen und die digitale Langzeitarchivierung anzusprechen. Hierzu gab es Glasplatten, Mikrofilme, Dias, CD Roms und einen USB-Stick zu betrachten. Die beiliegende Metallplatte (womöglich für ein Ariston oder ein ähnliches Musikabspielgerät) aus dem Jahr 1917 veranschaulichte eine typische Schwierigkeit im Archiv: Viele Medienträger erfordern ein spezielles Auslesegerät. Ist dieses nicht vorhanden, können die Informationen nicht entnommen werden und sind folglich für die Nutzung nicht mehr zugänglich. Bei elektronischen und born digital Daten kommen weitere Aspekte hinzu, etwa das Speicherformat und die genutzte Software. Hier sollte möglichst im Vorfeld, spätestens aber bei der Abgabe an das Archiv, eine Bearbeitung erfolgen, damit es in der Zukunft nicht zu einem Informationsverlust kommt.
Text: Sarah Mammola / Foto: Erzbischöfliches Archiv Freiburg