Erzbistums München und Freising

 

Wichtige Quellen zur Geschichte des Klerus: Findbücher zu Priester- und Studienseminar Freising online

Titelseite der Chronik des Priesterseminars 1945-1959 (Ausschnitt)

 

München, 18. Juli 2022. Rund 150 Jahre lang war der Freisinger Domberg der zentrale Ort der Priesterbildung für das Erzbistum München und Freising. Zu den Unterlagen zweier dafür wichtiger Institutionen – des Priesterseminars (früher Klerikalseminars) und des Studienseminars (früher Knabenseminars) Freising – stehen im Digitalen Archiv des Erzbistums nun detaillierte Online-Findbücher zu Verfügung. Damit existiert eine neue Grundlage für wissenschaftliche Forschungen zur Geschichte des katholischen Klerus.

Am 22. Februar 1826 befahl Ludwig I. von Bayern die Errichtung eines Klerikalseminars in Freising zur Ausbildung von Diözesanpriestern. Dazu stellte er die ehemalige fürstbischöfliche Residenz zur Verfügung, so dass Erzbischof Lothar Anselm von Gebsattel die Eröffnung am 30. November vornehmen konnte. 1828 folgte die Gründung eines „Knabenseminars“ (d.h. eines Internats für Gymnasiasten), parallel die Errichtung eines humanistischen Gymnasiums, das – anfangs personell eng mit dem Knabenseminar verbunden – von 1858 an eine rein staatliche Schule war und seit 1949 Dom-Gymnasium heißt. Abschließender Schritt war 1834 die Errichtung eines Königlichen Lyzeums als staatlicher Studienanstalt für die philosophische und theologische Ausbildung der Priesteramtskandidaten, die 1923 in Philosophisch-Theologische Hochschule umbenannt wurde. Somit war ein räumlich wie organisatorisch eng verzahntes System entstanden, in das fromme und begabte Knaben mit Beginn der Gymnasialzeit eintraten und das sie im Idealfall erst als im Freisinger Dom frisch geweihte Priester wieder verließen. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde die Priesterausbildung im Erzbistum neu geregelt, das Priesterseminar 1968 nach München verlegt, die Hochschule im selben Jahr, das Studienseminar 1972 geschlossen.

Während sich das Archiv der Hochschule im Staatsarchiv München befindet, wurden die Unterlagen von Klerikal- und Knabenseminar in der Folge dem Archiv des Erzbistums übergeben. In den vergangenen beiden Jahren wurden sie hier neu geordnet und in detaillierten Online-Findbüchern erschlossen.

Die Bestände umfassen 2.251 (Studienseminar Freising) bzw. 2.235 (Priesterseminar) Verzeichnungseinheiten aus dem gesamten Zeitraum von der Gründung bis zur Aufhebung bzw. Verlegung und sind damit sehr umfangreich. Sie enthalten Unterlagen der jeweiligen Seminarverwaltung und betreffen Organisations-, Personal-, Bau- und Finanzfragen. Bemerkenswert sind insbesondere die Seminarchroniken, die Korrespondenzen der Seminarvorstände mit Seminaristen, die im Ersten und Zweiten Weltkrieg Kriegsdienst leisteten, bzw. mit deren Familien und die Akten zur Inanspruchnahme der Seminargebäude in der NS-Zeit. Da der Regens des Priesterseminars zugleich Rektor der Domkirche war, enthält das Archiv des Priesterseminars auch zahlreiche Dokumente zu Unterhalt und Ausstattung des Freisinger Doms. Ebenso sind die Akten zu den ehemaligen Seminargebäuden, die heute als Bildungszentrum und Diözesanmuseum des Erzbistums genutzt werden, von hoher Bedeutung für die derzeitige Neugestaltung des Dombergs.

Für die Schülerakten des Studienseminars gelten, was die Anzeige im Online-Findbuch und die Nutzbarkeit betrifft, die einschlägigen Vorschriften zum Daten- und Persönlichkeitsschutz. Die Personalakten zu den Alumnen des Priesterseminars bildeten nach der Weihe den Grundstock für die Priester-Personalakten des Ordinariats und sind deshalb heute in den Beständen des Generalvikariats (BB001/2 „Personalia“ und BB009/2 „Personalakten pastoraler Mitarbeiter“) zu suchen.

Alle bereits nutzbaren Unterlagen können über das Digitale Archiv online zur Vorlage im Lesesaal bestellt und dort im Original eingesehen werden.

 

Text/Foto: Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising